Traue nicht den Börsenfachleuten blindlings

This entry is part 1 of 6 in the series Wer Geld an der Börse anlegen möchte - unsere Tipps

Traue nicht den Börsenfachleuten. Also den Analysten, Volkswirten und wer auch immer in Presse, Funk und Fernsehen seine Meinung über die Entwicklung einzelner Firmen, Branchen, Märkte etc. kundtun darf. Denn eines sollte man doch bedenken: Wenn die in die Glaskugel sehen können und wüssten, wie sich die einzelnen analysierten Firmen, Märkte, Branchen etc. entwickeln werden, warum haben die dann nicht schon Millionen und Abermillionen auf dem Börsenparkett verdient und müssen immer noch ihre Weisheiten in die weite Welt hinausposaunen. Ich jedenfalls würde es nicht tun, hätte ich so eine Kugel, sondern würde mein Leben genießen und mich über meine Wahrsager-Kugel freuen.

Das soll natürlich nicht abhalten, sich die Meinungen anzuhören und diese vielleicht in seine eigenen Überlegungen einfließen zulassen. Früher — als die Börsengeschäfte noch gemächlich abliefen — habe ich auch Gedanken von Fachjournalisten und Analyseergebnisse in Anlegerzeitschriften gelesen und teilweise genutzt. Vor allem, wenn ich in einen Markt wollte, jedoch die Marktteilnehmer nicht so recht kannte und wusste, wer günstig zu haben ist. Damals war es nicht schlimm, eine Analyse zu berücksichtigen, die eine Woche alt war. Aber heutzutage einer Kaufempfehlung folgen, die auf Daten von gestern beruhen? — Da ist in der Zwischenzeit zu viel passiert.

Was machen denn die meisten Fachleute? Sie schauen sich die aktuelle Kursentwicklung an, vergleichen diese mit historischen Entwicklungen und Entwicklungen von Kursen anderer Unternehmen der gleichen Branche (oder einer anderen), berücksichtigen Geschäftsberichte und stellen daraus fest, dass das eine oder andere Wertpapier derzeit eher gekauft, gehalten (wenn man es im Depot hat) oder verkauft werden soll. Und am Ende — also nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren — merkt man ob die richtig lagen oder auch nicht. Das kann jeder selber. Dafür braucht man keinen Kommentar eines Analysten.

Wie? Das ist meines Erachtens relativ einfach: Man muss bevor man sich mit dem Thema Börse auseinandersetzt, erst einmal selbst wenigstens etwas mit dem Unternehmen, dessen Anteile man kaufen möchte, beschäftigen. Schwierig? — Nein! Zum einen gibt es Websites, auf denen man die wichtigen Unternehmensveröffentlichungen entnehmen kann. Zum anderen berichten Nachrichtensendungen gerne über Streiks, Insolvenzen, einbrechende oder boomende Märkte und Ex-/Importe oder über irgendwelche Handelsstreitigkeiten einzelner Staaten sowie tolle Milliardendeals einzelner Unternehmen oder Konsortien zum Bau von Flughäfen, Dämmen, Flugzeugflotten etc.. Auch drohende Krisen können wichtige Informationen sein. Also nichts, an das man nicht herankommt. Und nichts, wofür Du stundenlang Reuters-Pressemitteilungen oder diverse andere Newsticker lesen muss.

Zusammengefasst gesagt: Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, kommt an die benötigten Informationen.

Nun muss Du nur noch das Richtige machen: Deine eigenen Schlüsse ziehen!

Was anderes, nur zusätzlich mit historischen Daten angereichert machen Analysten und professionelle Anleger auch nicht. Zu dem nutzen Sie — im Gegensatz zu den Kleinanlegern — noch technische Hilfsinstrumente, schnell auf irgendwelche Ereignisse zu reagieren. Deswegen haben auch zwei Analysten drei verschiedene Meinungen zur betrachteten Kursentwicklung.

Es gibt keinen Börsenfachmann, dem man uneingeschränkt trauen kann. Es gibt meines Erachtens eigentlich sogar nur zwei, denen ich diesen Titel vielleicht zuerkennen würde: der leider schon längst verstorbene André Kostolany und Warren Buffet. Erster, weil er viele Weisheiten geäußert hatte, die bis heute. Der andere, weil er wirklich (im Verborgenen) an der Börse ungeheuer viel Geld verdient. Im Verborgenen im Übrigen deswegen, weil er sich nicht vor irgendein Mikrofon und eine Kamera stellt und seinen Kommentar zu irgendetwas abgibt, sondern einfach kauft und verkauft. Aber auch Warren Buffet war schon Fehlgriffen erlegen. – Weiß man nur halt zu spät, dass es ein Fehlgriff war. Und es gibt etliche, die seinen Käufen und Verkäufen blind folgen und nicht zu dem Erfolg kommen, wie er. Sie sind nämlich zu spät dran.

Warum rede ich gegen diese öffentlichen Analysten. Betrachten wir doch einmal den Ablauf. Der Analyst errechnet aus seinen Daten und Informationen eine bestimmte vermutlich eintretende Kursentwicklung. Da er meist für einen professionellen Anleger (Bank, Fondsgesellschaft etc.) tätig ist, wird dieser entsprechend dem Analyseergebnis reagieren. Nun tritt der Analyst vor die Kamera und gibt seine Meinung zu der Kursentwicklung kund, woraufhin die Kleinaktionäre zum Handy oder Tablet greifen und entsprechend der Aussagen des Analysten kaufen oder verkaufen sowie sogenannte Stopps setzen. Hat ja der Analyst gesagt. Wer hat nun gewonnen? Der professionelle Anleger oder der Kleinaktionär?

Daher nie den Fachleuten blindlings folgen, sondern sich eine eigenen Meinung bilden!

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