Finger weg von Wertgutscheinen in Krisenzeiten!

Wert-Gutscheine sind eine schöne Erfindung. Mit deren Hilfe kann man sich das Schenken schön vereinfachen. Schließlich zahlt man heute einen beliebigen Betrag und morgen kann dann der Beschenkte selbst auswählen, was er bei Gutscheinaussteller kaufen will. Als Schenkender macht man sich so das eben einfach: Man vermeidet, dass das Geschenk nicht gefällt, nicht passt etc. Und der Beschenkte hat alle Zeit der Welt, sich bei dem Gutscheinaussteller umzusehen und nach dem passenden Produkt zu suchen. Natürlich sind Gutscheine als Geschenk etwas unpersönlich. Aber sehr praktisch.

In Krisenzeiten – wie de Corona- / Covid19-Krise 2020 – können Gutscheine auch dazu gedacht sein, nicht einem Dritten eine Freude zu machen oder eine Erstattung einer Produktrückgabe zu sein, sondern dem Gutscheinausgeber über die Krise zu helfen.

In diesem Fall kauft der Kunde – also wir – einen Gutschein mit dem Zweck, dem Unternehmen heute schon eine zukünftig zu erbringende Leistung zu bezahlen. Wir kaufen also eigentlich keine Gutschein, sondern eine Option.

Jedoch birgt dieser Weg der Leistungsbezahlung für Kunden ein gewaltiges Risiko: Wenn Du heute in einer Krise etwas bezahlst, was Du erst in ungewisser Zukunft erhältst, weißt Du

  1. Nicht, ob das Unternehmen diese Krise übersteht
  2. Ob der der heute gekaufte Wertgutschein morgen überhaupt noch den Wert hat.

Du siehst hier kein Problem? Hier liegt ein großes!

Fangen wir mit Punkt b n an. Das ist das geringste. Aber trotzdem ein Risiko. Allgemeine Krisen können zu einer Geldentwertung führen. Der Staat pumpt, um der Wirtschaft zu helfen, immer mehr Geld in den Kreislauf. Hierbei steht der Gedanke im Vordergrund, dass man so Nachfrage schafft (Wenn die kriselnden Wirtschaftszweige weiterhin Geld zu Verfügung haben, bleibt Nachfrage erhalten). Auch will man so vermeiden, dass Schlüsselbranchen, sogenannte systemrelevante Wirtschaftszweige, eine Krise nicht überleben. Gleichzeitig trifft die bestehende Nachfrage auf ein krisenbedingt geringeres Angebot. Die Folge bei einem einigermaßen funktionierenden Wirtschaftssystem: hohe Nachfrage bei kleinerem Angebot führt zu steigenden Preisen. Dies hat zur Folge, dass man mit dem heute gekauften Gutschein nicht mehr die geplante Leistung erhält. Der Wertgutschein ist schließlich nichts weiter als Bargeld.

Da Wertgutscheine nichts anderes sind als Bargeld oder Optionen / Anzahlung auf eine in der Zukunft zu erbringende Leistung stellen sie eine Forderung von uns Kunden an den Lieferanten (also den, der das reale Geld heute schon bekommt) dar. In einer Krisenzeit des Unternehmens wird das zu einem zinslose Darlehen, welches er mit Naturalien (Produkten oder Dienstleistungen) in Zukunft zurückzahlt.
Problem an der Sache: Geht das Unternehmen in die Insolvenz, hat es dein Geld, Du aber nicht die Gegenleistung. Und die wirst Du auch nicht bekommen.

Krisenzeiten, egal ob sie das Unternehmen alleine, eine Branche oder eine gesamte Volkswirtschaft betrifft, beinhaltet immer Marktbereinigung. Viele Unternehmen gehen pleite. Sie überleben diese Krisenzeit nicht. Für dich bedeutet so ein Fall, dass die von Dir vorab gezahlte Leistung nicht mehr erbracht wird und Deine Zahlung weg ist. Sie fließt als Forderung in die Insolvenzmasse des Gutscheinausstellers ein.

Oben habe ich schon gesagt, dass es Wertgutscheine eine Option oder Anzahlung auf eine zukünftige Leistung darstellt. Denke an die Insolvenzen von Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften. Die Anzahlungen, die geleistet wurden, kommen bei denen nicht mehr zurück. Du musst Dich bei denen an den Insolvenzverwalter wenden. Nach Abschluss der Insolvenz bekommst Du, wenn Du Glück hast, und genug verwertbarer / verwertete Masse stand im Hintergrund, bis maximal 5% Denier Anzahlung zurück. Mehr nur dann, wen sich der Staat mit reinhängt und die Forderungen von uns übernimmt und uns voll auszahlt.

Webeslogan der Initiative #paynoweatlater: Aufruf zum Helfen = Gefahr, auf der Forderung (bezahltes Leistungsversprechen) sitzen zu bleiben!

Und der Gastronom um die Ecke? Der Einzelhändler in der Straße? Der Handwerker im Kiez? Wenn Du heute in Krisenzeiten schon eine Leistung zahlst, die erst irgendwann einmal fällig wird, gehst Du das Risiko ein, dass Dein Geld definitiv futsch ist. Denn die haben keine Lobby beim Staat. Da wird keiner kommen und Dir Deine Forderung dem Wertgutscheinherausgeber gegenüber abkaufen. Wenn der pleite geht, kannst Du sehen, wie Du das Geld zurückbekommst. Und genaugenommen kannst Du es abschreiben.

Daher: Lasse es sein, den, zum Beispiel i der Covid-Krise verstärkt erfolgenden, Aufruf zum Gutscheinkauf zu folgen. Schon alleine die Wort in den Aufrufen, wie „rette“, „helfe“, „unterstütze“, sollten dazu führen, dass die Alarmglocken bei Dir schrillen. Denn diese Worte zeigen doch deutlich, dass die zukünftige Leistung aller Voraussicht nach nicht erbracht werden wird.

Hier gilt nur eines: Bloß die Finger von solchen Wertgutscheinen lassen!

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